Der Zugang zu Informationen sollte für alle Menschen gleichwertig möglich sein. So auch für Menschen mit Seheinschränkungen. Barrierefreie PDFs sind ein wichtiger Schritt dazu. Das wäre nicht nur ein Idealfall, sondern ist in vielen Ländern auch gesetzlich geregelt. In Österreich mit dem Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz (BGStG). Das gilt in Österreich für jeden, der Publikationen digital (z. B. als PDF) veröffentlicht oder zum Download auf Websites bereitstellt.
Warum barrierefreie PDFs?
Abgesehen von der rechtlichen und menschlichen Komponente, Dokumente für jeden gleichwertig zugänglich zu machen, haben barrierefreie Dokumente auch Vorteile für Unternehmen. Wenn Sie versuchen Text aus einem regulären (nicht mit Tags versehenen) PDF zu kopieren und in einer anderen Anwendung einzusetzen, wird Ihnen auffallen, dass jede Zeile aus einem eigenen Absatz besteht. Bei barrierefreien Dokumenten ist Ihr Text jedoch in einem korrekten Textfluss vorhanden. Das wirkt sich auch auf die SEO-Tauglichkeit dieser Dokumente aus, da Inhalte aus barrierefreien Dokumenten besser auffindbar sind.
Ganzheitlicher Ansatz
Bei der Gestaltung von Dokumenten sollte der Aspekt der Barrierefreiheit von Anfang an mitgedacht werden. Es gibt bestimmte Dinge, die zum Erreichen eines barrierefreien PDFs – aus zum Beispiel InDesign – beachtet werden sollten:
- Verwendung von Formaten
- Einsatz von Listen-, und Fußnotenfunktionen
- falls vorhanden, das Erstellen eines generierten Inhaltsverzeichnisses
- korrekte Verwendung von Tabellen
- Eintragung relevanter Dokumentinformationen
- Zuweisung entsprechender Export-Tags
- Hinterlegung von Alternativtexten für Abbildungen
Um ein PDF/UA-konformes Dokument direkt aus InDesign exportieren zu können, hilft Ihnen das Plugin »MadeToTag« der Firma axaio. Manche Tags (wie z. B. das »Caption«-Tag für Bildunterschriften) werden aktuell noch nicht von InDesign unterstützt und müssen in Adobe Acrobat im sogenannten Tag-Baum nachträglich manuell ergänzt werden. Das ist jedoch für einen semantisch korrekten Aufbau notwendig.
Prüfwerkzeuge
Wenn Sie ein PDF mit Tags erstellt haben, können Sie mit dem kostenlosen Plugin pdfGoHTML in Acrobat die Dokumentstruktur anzeigen lassen. Das gibt Ihnen einen guten Aufschluss darüber, ob Sie eine korrekte Semantik in Ihrem PDF erreicht haben. Lesen Sie dazu mehr in meinem Artikel »Tag-Struktur von InDesign-Dokumenten prüfen«.
Adobe Acrobat bietet als ersten Schritt zur Barrierefreiheit Ihres PDF-Dokuments eine Prüfung an, in der spezifische Kriterien unter anderem zum Dokument, dem Seiteninhalt (Tags, Links, etc), Alternativtext, Tabellen, Listen und Überschriften geprüft werden.
Um ein barrierefreies PDF, das auch dem Standard PDF/UA (Universal Accessibility) entspricht, zu erhalten, sollten Sie Ihr PDF mit dem kostenlosen Prüfwerkzeug PAC (PDF Accessibility Checker) von axes4 testen. Mit dem PAC werden die technischen Anforderungen für ein PDF/UA-konformes Dokument überprüft. Ist alles fehlerfrei, können Sie einen Bericht erstellen lassen. Dieser bestätigt, dass es sich um ein PDF/UA-konformes Dokument handelt.
Eine gute Erklärung zu barrierefreien PDFs finden Sie auf der Seite »Was sind barrierefreie PDF-Dokumente?« auf der axes4-Website.
Falls Ihr Dokument bei einer solchen Prüfung technische Fehler aufweist, müssen diese korrigiert werden. Am einfachsten ist es, diese Fehler im Ursprungsdokument zu korrigieren. Ist das aufgrund von fehlenden Werkzeugen oder Unzulänglichkeiten der Apps nicht möglich, bietet axes4 weitere Anwendungen, mit denen das möglich ist. Im Falle eines PDFs handelt es sich dabei um axesPDF.
Sowohl axesPDF sowie der PAC sind derzeit nur für Windows erhältlich. Falls Sie auf einem Apple-Computer arbeiten, können Sie diese Apps mithilfe einer virtuellen Maschine, auf der Windows läuft, installieren und nutzen.
Es gibt auch Dinge, die manuell geprüft oder korrigiert werden müssen. Wie zum Beispiel der richtige Lesefluss oder ausreichende Kontrastverhältnisse zwischen Schrift- und Hintergrundfarbe.
Sollten Sie Hilfe beim Erstellen von barrierefreien Dokumenten aus InDesign benötigen, können Sie mich gerne dahingehend kontaktieren.
Praxisleitfaden
Vieles, das Sie in diesem Artikel erfahren haben, ist noch detaillierter im Buch »Barrierefreie PDF-Dokumente erstellen« von Klaas Posselt und Dirk Frölich beschrieben. Darin erfahren Sie alle notwendigen technischen und gesetzlichen Voraussetzungen für barrierefrei richtiges Publizieren.
Beitragsfoto: Bild von Stephan Joseph auf Pixabay
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